- 2010/ 2011: Choreography „Sound / Space / Body A Process“,
SoundSpace Installation by Bernhard Leitner. www.bernhardleitner.at
In collaboration with the Association of Neuroesthetics www.association-of-neuroesthetics.org
Video : Sound / Space / Body - A Process + ZKM Video
Link : Sound / Space / Body - A Process at the Radialsystem
Material :
louise_konzept_4.pdf | |
File Size: | 5248 kb |
File Type: |
Sound/Space/Body - A Process "The Publication" | |
File Size: | 1254 kb |
File Type: |
Fotos: Alexandru Pasca / Bernhard Leitner
DE
Einleitung:
Eine interdisziplinäre Untersuchung von Raum, Klang, Bewegung. Die Tonraum-Installation von Bernhard Leitner ist ein Ausgangspunkt, um über den Tanz die Wahrnehmung von Klang zu untersuchen und über das Sehen von Bewegung ein „anderes“ Hören zu vermitteln. Der Klang bildet gleichsam das Baumaterial für die Klangarchitekturen der Installation. Die subjektiven Erfahrungen der Tänzer in der Installation, die ihnen – wie möglicherweise den Zuschauern – Zugang zu einem „anderen Bewusstsein“ verschafft und eine Erweiterung ihrer Bewegungssprache ermöglicht, sollen dem aktuellen neurowissenschaftlichen und philosophischen Diskurs über das Phänomen der Wahrnehmung gegenübergestellt werden. Ziel dieser Zusammenführung von Geisteswissenschaft, Naturwissenschaft und Tanz ist es, durch gemeinsame Untersuchungen und gegenseitigen Austausch die Wahrnehmungsmodi des menschlichen Körpers zu erforschen, um die wissenschaftliche Diskussion über das Phänomen der Wahrnehmung anzuregen. Es gilt aber auch, über solche Kenntnisse und Erkenntnisse die Wahrnehmung von Bewegung sowohl bei den Tänzern wie bei den Zuschauern zu schulen. Ein „anderes“ Hören kann ein besseres Sehen und Verstehen von Tanz schaffen.
Seit den frühen Siebzigerjahren arbeitet Bernhard Leitner sowohl empirisch-wissenschaftlich vor allem aber künstlerisch an einer neuen Gestaltung von Raum mit akustischem Material. In seinen durch Bewegung von Klang entstandenen TonRaumSkulpturen und Installationen ist der hörende Körper immer von zentraler Bedeutung. Die Zusammenarbeit zwischen Bernhard Leitner und mir begann mit Gesprächen über meine körperlichen Erfahrungen in und mit seinen Arbeiten. Mein tanzerfahrenes Körperbewusstsein erlaubte es mir, die in sich bewegten, zeitbasierten skulpturalen Räume präzise mit meinem Körper aufzunehmen und zu erfassen. Einige dieser Gespräche über Raum, Körper, Klang-Bewegung und Tanz wurden von Leitner in seiner jüngsten Publikation über sein Werk (.P.U.L.S.E., ZKM, 2008) veröffentlicht.
Um die Wirkung sonorer Strukturen auf meinen Körper genauer zu lokalisieren, sie mir bewusster zu machen, habe ich immer wieder versucht, diese Wirkungen so genau wie möglich zu beschreiben. Das Verbalisieren körperlicher Prozesse ist mir ohnehin aus dem Umgang mit Tanz vertraut. In Proben und Trainingssituationen wird die Sprache sehr häufig als Hilfsmittel eingesetzt, um sich körperliche Situationen oder Prozesse bewusster zu machen.
Eine erste choreographische Arbeit erarbeitete ich für die 48-kanalige Installation „Serpentinata“, welche 2006 im Rahmen des Festivals Sonambiente in der Akademie der Künste in Berlin gezeigt wurde. Aus dem gefilmten Material meiner Solo-Performance entstand wiederum als mediale Umsetzung dieser Zusammenarbeit die Bild - Montage TanzMalfilm Serpentinata.
Durch die visuelle Kraft dieser Skulptur wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie schwer es ist, die visuelle Ebene als Anhaltspunkt für Bewegungen aufzugeben und sich rein von der akustischen Architektur leiten zu lassen.
In weiteren Gesprächen wurde eine raumplastisch flexible, 16-kanalige Ton- RaumInstallation entwickelt, die auf meine choreographischen Vorstellungen und Erfordernissen hin konzipiert war. Das Konzept der Installationsperformance „Sound / Space / Body - A Process“ ist ein Ergebnis meiner bisherigen Beobachtungen und Erfahrungen mit Leitners Ton-Räumen. Diese Arbeit bündelt nun die vorangegangenen Erkenntnisse und gibt dem Projekt einer Zusammenführung von Geisteswissenschaft, Naturwissenschaft und Tanz neue Impulse. Sie erlaubt es, die eigenen Prämissen zu überprüfen und den Austausch der verschiedenen Disziplinen durch gemeinsame Untersuchungen sowohl künstlerisch wie wissenschaftlich weiter zu entwickeln.
ENGL
Introduction:
Ever since the early seventies, Bernhard Leitner has been working on a new configuration of space with acoustic material, exploring its empirical and scientific aspects, but above all its artistic potential. His sound-space sculptures and installa- tions, produced by the movement of sound, always give central significance to the hearing body.
The collaboration between Bernhard Leitner and myself began through our discussions on my body experiences within, and with the use of, his sound-space installations. My body consciousness, sensitised through its dance experience, enabled my body to precisely capture and register inherently moving, temporally based sculptural spaces.
Several of these talks about space, body, sound-movement and dance have been published by Leitner in his latest book on his oeuvre (.P.U.L.S.E., ZKM, 2008). For a better localization of the effect of these sound spaces in my body, I always tried to describe these experiences as precisely as possible. As a professional danc- er, I am enabled to verbalize these body processes precisely. During rehearsals and training, language is very often used as a support of perception in order to become more conscious of bodily situations and processes.
The first choreographic work I collaborated in was the 48-channel installation “Serpentinata”, which was shown in 2006 at the Sonambiente Festival at the Akad- emie der Künste in Berlin. The footage filmed of my solo performance interpreted this collaboration yet again in another medium, the pictorial montage TanzMalfilm Serpentinata.
The visual power of this sculpture made me aware for the first time how difficult it is to leave the visual level aside as the inspirational criterion for movements, and to be guided by the acoustic architecture.
In the course of further talks, a spatially three-dimensional, flexible, 16-channel sound-space installation was developed, which was conceived upon my cho- reographic ideas and requirements. The concept of the installation performance “Sound / Space / Body – A Process” relies on my previous research and experiences with Leitner’s sound-spaces. This work now concentrates the previous research, energising this project of integrating the humanities, the natural sciences and dance with new impetus. It helps us to reassess our own premises and, through cross- fertilisation and exchange between the different disciplines in collaborative research, to further develop its artistic and its scientific potential.
Translated from German by Abigail Prohaska
Einleitung:
Eine interdisziplinäre Untersuchung von Raum, Klang, Bewegung. Die Tonraum-Installation von Bernhard Leitner ist ein Ausgangspunkt, um über den Tanz die Wahrnehmung von Klang zu untersuchen und über das Sehen von Bewegung ein „anderes“ Hören zu vermitteln. Der Klang bildet gleichsam das Baumaterial für die Klangarchitekturen der Installation. Die subjektiven Erfahrungen der Tänzer in der Installation, die ihnen – wie möglicherweise den Zuschauern – Zugang zu einem „anderen Bewusstsein“ verschafft und eine Erweiterung ihrer Bewegungssprache ermöglicht, sollen dem aktuellen neurowissenschaftlichen und philosophischen Diskurs über das Phänomen der Wahrnehmung gegenübergestellt werden. Ziel dieser Zusammenführung von Geisteswissenschaft, Naturwissenschaft und Tanz ist es, durch gemeinsame Untersuchungen und gegenseitigen Austausch die Wahrnehmungsmodi des menschlichen Körpers zu erforschen, um die wissenschaftliche Diskussion über das Phänomen der Wahrnehmung anzuregen. Es gilt aber auch, über solche Kenntnisse und Erkenntnisse die Wahrnehmung von Bewegung sowohl bei den Tänzern wie bei den Zuschauern zu schulen. Ein „anderes“ Hören kann ein besseres Sehen und Verstehen von Tanz schaffen.
Seit den frühen Siebzigerjahren arbeitet Bernhard Leitner sowohl empirisch-wissenschaftlich vor allem aber künstlerisch an einer neuen Gestaltung von Raum mit akustischem Material. In seinen durch Bewegung von Klang entstandenen TonRaumSkulpturen und Installationen ist der hörende Körper immer von zentraler Bedeutung. Die Zusammenarbeit zwischen Bernhard Leitner und mir begann mit Gesprächen über meine körperlichen Erfahrungen in und mit seinen Arbeiten. Mein tanzerfahrenes Körperbewusstsein erlaubte es mir, die in sich bewegten, zeitbasierten skulpturalen Räume präzise mit meinem Körper aufzunehmen und zu erfassen. Einige dieser Gespräche über Raum, Körper, Klang-Bewegung und Tanz wurden von Leitner in seiner jüngsten Publikation über sein Werk (.P.U.L.S.E., ZKM, 2008) veröffentlicht.
Um die Wirkung sonorer Strukturen auf meinen Körper genauer zu lokalisieren, sie mir bewusster zu machen, habe ich immer wieder versucht, diese Wirkungen so genau wie möglich zu beschreiben. Das Verbalisieren körperlicher Prozesse ist mir ohnehin aus dem Umgang mit Tanz vertraut. In Proben und Trainingssituationen wird die Sprache sehr häufig als Hilfsmittel eingesetzt, um sich körperliche Situationen oder Prozesse bewusster zu machen.
Eine erste choreographische Arbeit erarbeitete ich für die 48-kanalige Installation „Serpentinata“, welche 2006 im Rahmen des Festivals Sonambiente in der Akademie der Künste in Berlin gezeigt wurde. Aus dem gefilmten Material meiner Solo-Performance entstand wiederum als mediale Umsetzung dieser Zusammenarbeit die Bild - Montage TanzMalfilm Serpentinata.
Durch die visuelle Kraft dieser Skulptur wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie schwer es ist, die visuelle Ebene als Anhaltspunkt für Bewegungen aufzugeben und sich rein von der akustischen Architektur leiten zu lassen.
In weiteren Gesprächen wurde eine raumplastisch flexible, 16-kanalige Ton- RaumInstallation entwickelt, die auf meine choreographischen Vorstellungen und Erfordernissen hin konzipiert war. Das Konzept der Installationsperformance „Sound / Space / Body - A Process“ ist ein Ergebnis meiner bisherigen Beobachtungen und Erfahrungen mit Leitners Ton-Räumen. Diese Arbeit bündelt nun die vorangegangenen Erkenntnisse und gibt dem Projekt einer Zusammenführung von Geisteswissenschaft, Naturwissenschaft und Tanz neue Impulse. Sie erlaubt es, die eigenen Prämissen zu überprüfen und den Austausch der verschiedenen Disziplinen durch gemeinsame Untersuchungen sowohl künstlerisch wie wissenschaftlich weiter zu entwickeln.
ENGL
Introduction:
Ever since the early seventies, Bernhard Leitner has been working on a new configuration of space with acoustic material, exploring its empirical and scientific aspects, but above all its artistic potential. His sound-space sculptures and installa- tions, produced by the movement of sound, always give central significance to the hearing body.
The collaboration between Bernhard Leitner and myself began through our discussions on my body experiences within, and with the use of, his sound-space installations. My body consciousness, sensitised through its dance experience, enabled my body to precisely capture and register inherently moving, temporally based sculptural spaces.
Several of these talks about space, body, sound-movement and dance have been published by Leitner in his latest book on his oeuvre (.P.U.L.S.E., ZKM, 2008). For a better localization of the effect of these sound spaces in my body, I always tried to describe these experiences as precisely as possible. As a professional danc- er, I am enabled to verbalize these body processes precisely. During rehearsals and training, language is very often used as a support of perception in order to become more conscious of bodily situations and processes.
The first choreographic work I collaborated in was the 48-channel installation “Serpentinata”, which was shown in 2006 at the Sonambiente Festival at the Akad- emie der Künste in Berlin. The footage filmed of my solo performance interpreted this collaboration yet again in another medium, the pictorial montage TanzMalfilm Serpentinata.
The visual power of this sculpture made me aware for the first time how difficult it is to leave the visual level aside as the inspirational criterion for movements, and to be guided by the acoustic architecture.
In the course of further talks, a spatially three-dimensional, flexible, 16-channel sound-space installation was developed, which was conceived upon my cho- reographic ideas and requirements. The concept of the installation performance “Sound / Space / Body – A Process” relies on my previous research and experiences with Leitner’s sound-spaces. This work now concentrates the previous research, energising this project of integrating the humanities, the natural sciences and dance with new impetus. It helps us to reassess our own premises and, through cross- fertilisation and exchange between the different disciplines in collaborative research, to further develop its artistic and its scientific potential.
Translated from German by Abigail Prohaska